Liebe Yolanda
Diese Frage beschäftigt die Philosophen und vor allem die Schriftsteller seit Jahrhunderten. Und ich kann sie eigentlich auch nur philosophisch beantworten. Wer bin ich denn, als dass ich Dir aufgrund der paar Zeilen einen konkreten Ratschlag erteilen könnte…?
Es ist so die Frage nach dem alten Sprichwort: Was will ich lieber? Den Spatz in der Hand oder die Taube auf dem Dach?
Du könntest zum Beispiel abwägen, die beiden Männer und ihre Qualitäten gegeneinander aufrechnen. Und dabei auch die Faktoren Sicherheit, emotionale Fürsorge und Stabilität mit einbeziehen. Oder aber Du folgst Deinem Herzen, oder Deiner Seele, was durchaus nicht dasselbe ist. Oder aber Du stellst Dir die Frage, mit welchem von den beiden Männern Du gerne alt werden möchtest.
Letztendlich ist es egal, welche Entscheidung Du triffst. Es führt allerdings kein Weg daran vorbei, dazu zu stehen, die Verantwortung dafür zu übernehmen und den Konsequenzen nicht aus dem Weg zu gehen. Alles andere wäre verlogen und Deiner Selbstachtung abträglich.
Wenn Du Dich allerdings für den einen oder anderen entschieden hast, dann wünsche ich Dir, dass Du Dich in Zukunft auf diesen besonderen Mann einlassen kannst. Voll und ganz. Dass Du die emotionale Nähe zu ihm und die seelische Verbundenheit mit ihm suchst und pflegst. Das bedeutet dann allerdings auch wiederum, dass Du Dir keine neuen “Nebenbeziehungen” aufbaust, auch wenn es “nur” Freundschaften sind, weil, wie Du siehst, kann aus so etwas unverhofft mehr werden. Das kannst Du beeinflussen. Indem Du bewusst immer wieder die Entscheidung für den gewählten Partner wählst. Und allzugrosse emotionale Nähe zu anderen Männern gar nicht zulässt. Alles andere wäre realitätsfremd und bringt Dich nur immer wieder in die Bredoullie. Wenn Du emotionale Nähe zu anderen Menschen brauchst ausserhalb der Ehe (was natürlich nichts als normal ist) dann (so meine Empfehlung) halte Dich ans eigene Geschlecht. Baue Dir einen Kreis von Freundinnen auf, mit denen Du Dich gerne triffst, mit denen Du über alles reden kannst.
Eigentlich möchte ich Dir aber noch sagen, dass ich es bedauern würde, wenn Du die bestehende langjährige Beziehung mit dem “aufmerksamen, gefühlvollen, bodenständigen Mann”, bei der es Dir “an nichts mangelt” einfach so beenden würdest. Der Hinweis, dass Du Dich “eigentlich glücklich” fühlen solltest, macht mich darauf aufmerksam, dass dort etwas fehlt. Hast Du Dich schon gefragt, was das ist? Mir fällt spontan das Wort “Leidenschaft” ein. Könnte dieser Mangel nicht behoben werden? Die Leidenschaft wiederbelebt werden? Aufgrund meiner eigenen Erfahrung (ich bin ebenfalls seit 13 Jahren verheiratet) kann ich Dir bestätigen, dass die Leidenschaft nach ein paar Jahren abflaut. Dass es besondere Hingabe und Aufmerksamkeit braucht, sie wieder aufleben zu lassen. Leider ist das genau das, worüber man in keinem Ratgeber etwas nachlesen kann. Was in allen romantischen Filmen und Büchern immer ausgeklammert wird. Hier sind wir alle echt auf uns allein gestellt. Wir müssen uns selbst auf unbekanntes Territorium vorwagen. Neue Dinge ausprobieren. Mut fassen. Mit dem Partner darüber reden, was wir wollen, was wir wünschen, was unsere Sehnsüchte sind. Das ist nicht einfach, und die Lösung fällt uns nicht in den Schoss. Aber ich kann Dir sagen, und Du weisst das eigentlich auch selbst: Es lohnt sich. Am Ende des Tunnels, oder auch schon unterwegs, wartet eine innigere und tiefere Beziehung auf uns, die noch erfüllender ist, als alles, was wir uns vorstellen können. Offenheit, Ehrlichkeit, Beharrlichkeit sind der Schlüssel zum Erfolg. Und Aussenbeziehungen sind dabei nur störend, lenken uns ab vom Wesentlichen, auch wenn die Versuchung gross ist und es dort viel leichter zu fallen scheint.
Herzliche Grüsse
— Daniel
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