Wie macht man aus Schallplatten MP3s?
Meine eigenen analogen Tonträger, nämlich Schallplatten und Kassetten, habe ich schon vor zehn Jahren digitalisiert und ins MP3-Format überführt. Kürzlich habe ich für einen Freund weitere etwa zwei Dutzend Schallplatten digitalisiert. Die Frage ist also, wie man LPs digitalisiert und daraus MP3-Dateien macht. Dahinter steckt einiges an Arbeit und ich möchte hier gerne aufzeigen, was da so alles dazugehört.
- Analoge Tonquelle an den PC anschliessen: Jeder Computer besitzt heutzutage Anschlüsse für Lautsprecher und Mikrofon. Im besten Fall sogar einen Line-Eingang. Am besten schliesst man einen Ausgang seiner Stereoanlage mit einem passenden Adapterkabel an den Line-Eingang des Computers an. Falls kein Line-Eingang vorhanden ist, nimmt man den Mikrofon-Eingang, der in solchen Fällen meistens auch als Line-Eingang benutzt werden kann. Das Adapterkabel bekommt man in jedem gut sortierten Computerladen und hat an einem Ende zwei Cinch-Stecker (je einen für den rechten und den linken Kanal, an der Stereoanlage anzuschliessen, beispielsweise an TAPE-OUT oder PREAMP-OUT) und am anderen einen Stereo-Miniklinkenstecker (am Computer an Line-In oder Mic einstecken).
Hinweis: Die standardmässige Sound-Hardware von Computern ist nicht unbedingt berauschend und entspricht nur selten dem HiFi-Standard. Es kann sich lohnen, eine qualitativ hochstehende Soundkarte anzuschaffen und für diese Aufnahmen zu verwenden. - Stereoanlage einrichten: Jetzt stellt man seine Stereoanlage so ein, dass sie die Schallplatten abspielt und dass ihr Ton gut hörbar aus den Lautsprechern kommt. Danach kann die Lautstärke auf Minimum zurückgedreht werden.
- Benötigte Software auf dem Computer installieren:
- Aufnahmesoftware: Hier gibt es viele Hersteller, die in Frage kommen. Ich selber habe gute Erfahrungen gemacht mit der Open-Source- (und somit kostenlosen) Software Audacity.
- Schnittsoftware: Nach der Aufnahme einer LP hat man eine ca. 25-minütige Aufnahme, die man gerne noch in die einzelnen Tracks aufteilen möchte. Das kann man auch mit Audacity machen, aber einfacher geht es direkt im MP3-Format mit MP3DirectCut (ebenfalls kostenlos im Internet erhältlich).
- Tagging-Software: Wenn die fertig geschnittenen MP3-Dateien vorliegen, möchte man sie gerne noch mit allen Meta-Informationen versehen wie Interpret, Name des Tracks, Name des Albums, Publikationsjahr, Genre. Dazu kann man beispielsweise WinAMP heranziehen (ebenfalls kostenlos im Internet erhältlich).
- Verzeichnisstruktur anlegen mit jedem Künstler und seinen Plattennamen.
- Aufnahme ab: Jede Platte einmal auf jeder Seite durchlaufen lassen und mit Audacity aufnehmen. Dabei auf die optimalen Aufnahmepegel achten und möglicherweise nachregeln. Das kostet viel Zeit, weil die Platten in normaler Geschwindigkeit durchlaufen müssen (schlimmstenfalls zweimal, wenn im ersten Durchlauf zuerst die beste Pegeleinstellung gefunden werden muss), aber immerhin muss man nicht die ganze Zeit daneben sitzen.
- Rohaufnahme abspeichern: Jede Aufnahme in Rohform (unkomprimiert, damit nachbearbeitet werden kann, in Audacity heisst das “Speichern unter…”) in der Verzeichnisstruktur ablegen.
- Säubern: Die fertigen Aufnahmen wieder mit Audacity öffnen und entknacken. Hier halte ich mich aber nicht lange auf. Ich denke, dass es nicht so schlimm ist, wenn man der Aufnahme anhört, dass sie von einer Schallplatte stammt. Aber wenn man mag, kann man hier noch beliebig Aufwand hineinstecken, bis man eine CD-mässige Aufnahme hat.
- Export als MP3: Die entknackten Aufnahmen als MP3 exportieren. Das ist jetzt die MP3-Rohform, weil jede Plattenseite in einer MP3-Datei von ca. 25 Minuten enthalten ist.
- In Tracks aufteilen: Mit MP3DirectCut die MP3s einzeln öffnen und die Stücke auseinanderschneiden. Das ist der aufwendigste Teil der Arbeit, weil man sich ein Stück weit jede Aufnahme anhören muss, um die Wechsel zwischen den Stücken zu identifizieren und die Teile separat abzuspeichern, dabei guten Dateinamen eingeben. Jetzt hat man die einzelnen Stücke (Tracks) als MP3-Datei vorliegen.
- Tagging: Mit WinAMP die Tracks öffnen und die Meta-Informationen einpflegen (Interpret, Album, Publikationsjahr, Genre, Laufnummer innerhalb der Platte, Plattennummer innerhalb der Reihe). Das ist auch ziemlich arbeitsintensiv, weil jede MP3-Datei einzeln mit Handarbeit behandelt werden muss.
Die Belohnung für all diese Plackerei sind gut strukturierte Ordner für alle Interpreten und Alben, die man aufgenommen hat, die die einzelnen Tracks in gut gepflegten MP3-Dateien enthalten. Gratuliere!
Ein gutes Programm zum Taggen ist MP3Tag. Das kann aus Dateinamen ID3-Tags machen und umgekehrt. Sehr praktisch.
Ich würde nach dem Knackser entfernen die Gesamtaufnahme auf ca. 90–95 % normalisieren, damit man einen einheitlichen Pegel hat, das lohnt sich meiner Meinung nach vor allem wenn man mehrere LPs digitalisiert.