Willkommen im Internet
Keiner hier mag dich.
Wir werden dich beleidigen, beschimpften, und dich auf Teufel komm raus kritisieren. Und wenn du uns anfluchst mit “FICK DICH DU GEEK FEIGLING SKATER GOTH LOSER PUNK SCHWULE SAU!1!!”, dann lächeln wir innerlich. Wir lachen dich aus, weil du es nicht kapierst. Und dann drehen wir das Feuer höher, in der Hoffnung, mehr Unterhaltung aus deinem irrationalen Wüten zu ziehen.
Wir werden über dich urteilen, und wir werden dich unwürdig finden. Es ist eine Feuerprobe, und wir denken nicht daran, die Flammen runterzudrehen, bis du endlich verstehst.
Einige von euch sind schlau genug, zu merken, dass Online zu gehen wie ein fremdes Land zu besuchen ist … und ihr wisst es besser als unwissentlich die Einheimischen zu veräppeln. Ihr nehmt euch die Zeit um zuzuhören und nachzudenken vor dem sprechen. Ihr lernt, und durch das Lernen werdet ihr gerne willkommen geheissen.
Für einige von euch braucht es eine Weile, und dann eines Tages dämmert es euch — ihr kapiert, und ihr werdet in unseren Schoss aufgenommen.
Einige von euch geben auf, und wir atmen einen Seufzer der Erleichterung aus — wir wollten dich ohnehin nicht hier haben. Und einige von euch kapieren es schlicht gar nie. Die beleidigenden Ahnungslosen haben einen besonderen Platz in unserem Herzen — als Objekte der Lächerlichkeit. Wir mögen dich nicht, aber wir lieben dich.
Du wirst wütend werden. Du wirst uns sagen, wir sollen uns zur Hölle scheren, und du wirst und “Nerds” und “Geeks” schimpfen. Doch keine Angst … wir wissen bereits ganz genau, was wir sind. Und, ganz so wie der Hardcore Rap das Wort “Nigger” adoptiert hat, und so eine Beleidigung auf sich selbst herumgedreht und sie zu einer halb ernsthaften Ehrenmedaille gemacht hat, so haben wir das auch gemacht.
“Wie kannst du es wagen! Ich habe früher die Scheisse aus Punks wie dir herausgeprügelt in der Schule!” Vielleicht gehörte dir das Spielfeld, weil du ein Atlet warst. Vielleicht gehörte dir die Studentenversammlung, weil du beliebter warst. Vielleicht gehörte dir der Korridor und die Nebenstrassen weil du gross und einschüchternd warst. Nun, willkommen in unserer Welt.
Dinge wie Sportlichkeit, Beliebtheit, und physische Stärke bedeuten hier gar nichts. Wir legen keinen Wert darauf … oder darauf, was für ein Auto du fährst, wie gross dein Bankkonto ist, womit du deinen Lebensunterhalt verdienst oder wo du zur Schule gegangen bist.
Erlaube uns, dir das Konzept der “Meritokratie” vorzustellen — das Ding, das der Selbstverwaltung, die wir haben, am nächsten kommt. In den Vereinigten Meritokratischen Nationen des Internet ist es so, dass die, die können, herrschen. Und diejenigen, die können möchten, lernen. Und alle anderen schauen von der Tribüne aus dabei zu.
Vielleicht besitzt du in der Offline-Welt alles. Das kümmert uns nicht. Ins Internet kommst du mittellos, dir fehlt das einzige Ding, das hier echten Wert hat: Wissen. “Wen interessierts? Das Internet ist sowieso nicht real!” Diese Einstellung ist universell inakzeptabel. Das Internet ist real. Reale Menschen leben hinter diesen Spitznamen und Bildschirm-Identitäten. Es lebt auf realen Geräten. Es ist real genug, dass es die Regierungspolitik verändert, real genug, dass einige der Ärmsten dadurch etwas zu essen kriegen, und real genug, dass der eine oder andere von uns sein Gehalt damit verdient. Nach deiner eigenen Definition, wie “real” ist dein eigener Job? Dein Aktiendepot? Deine politische Partei? Was bedeutet “real” überhaupt?
Klinge ich arrogant? Bestimmt … für dich. Weil du es wahrscheinlich noch nicht kapierst. Wenn du darauf bestehst, hierzubleiben, dann nimm doch wenigstens die folgenden Ratschläge an:
- Keiner, BESONDERS DU NICHT, wird irgend ein Gesetz erlassen zur Etablierung einer Religion, oder das die freie Ausübung einer solchen verbietet; oder das die Redefreiheit einschränkt, oder die Pressefreiheit; oder die Freiheit der Menschen, sich friedlich zu versammeln, oder das Recht, eine Petition an die Regierung zu richten zur Behebung von Beschwerden.
- Benutze dein Gehirn noch bevor du die Finger auf die Tastatur legst.
- Willst du, dass ein Bild von dir, wie du anal von Bill Clinton vergewaltigt wirst während du Oralsex an einer Kuh ausübst, auf der Festplatte von Hundertausenden von Leuten gespeichert ist? Nein? Dann veröffentliche dein verdammtes Bild nicht im Internet. Wir können, werden, und wahrscheinlich HABEN wir es schon auf fürchterliche Weise verändert. Sei darauf vorbereitet, dass es auf einer genauso beleidigenden Webseite auftaucht.
- Realisiere, dass du NIEMALS jene, oder die andere, beleidigende Webseite löschen lassen kannst. Jene von uns, die diese Seiten betreiben, LEBEN davon, Leute wie dich anzupissen. Jene von uns, die diese Seiten nicht betreiben, besuchen sie gelegentlich, um die Hassmails von Narren wie dir zu lesen.
- Oh, du sagst, du wirst zu einem Anwalt gehen? Bereite dich darauf vor, dass wir kichern mit mädchenhaftem Vergnügen, und dass dein Anwalt dir ebenfalls ins Gesicht lacht, nachdem er dir das aktuelle Urheberrecht und das Gesetz über die Freiheit der Parodie erklärt hat.
- Das Web ist nicht das Internet. Hör auf, es so zu nennen und es darauf zu reduzieren.
- Wir haben die Email, die du uns gleich weiterleiten wirst, bereits erhalten. Sei still.
- Antworte nicht auf Spam. Du kannst dich nicht “von der Empfängerliste streichen lassen”.
- Benutze niemals den Begriff “Cyberspace” (nur William Gibson darf das, und sogar er hat ihn in den letzten beiden Büchern oder so nicht mehr benutzt). Du beweist ebenfalls, dass du ein Opfer von Marketing-Hype bist, wenn du den Begriff “surfen” benutzt.
- Mit einer oder zwei bemerkenswerten Ausnahmen kannst du in Chaträumen keinen (richtigen) Sex kriegen.
- Es ist ein Hoax, also ein übler Scherz, keine Virenwarnung.
- Das Internet besteht aus tausenden Computern, die alle miteinander verbunden sind, deren Besitzer aber völlig verschiedene Leute sind. Lerne, deinen eigenen Computer zu benutzen, bevor du ihn mit anderer Leute Computer verbindest.
- Die erste Person, die dir Hilfe anbietet, versucht dich in Tat und Wahrheit nur hereinzulegen zu seiner persönlichen Unterhaltung. Ebenso der zweite. Und der dritte. Und ich.
- Beleidige niemals jemanden, der in einer Gruppe schon länger aktiv ist als du. Du könntest auch geradesogut eine grosse Zielscheibe auf deinen Rücken malen.
- Mach es dir niemals bequem und werde nicht arrogant hinter der Maske der vermuteten Anonymität. Sei nicht überrascht, wenn dir dein Name, deine Adresse und deine Telefonnummer in dein selbstgefälliges Gesicht geschmissen werden. Himmel, manche von uns werden dir sogar ein ausgedrucktes Satellitenbild deines Hauses per Post zuschicken, um den Punkt deutlich zu machen. Merke, dass du machtlos bin, wenn sowas passiert. Es ist alles öffentliche Information, und Information ist das Kapital unseres Geschäfts.
- Niemand denkt, dass du so cool bist, wie du selber meinst.
- Du wirst keine Diskussion gewinnen, die du selber anfängst.
- Wenn du auf AOL bist, dann brauchst du dich um nichts von dem, was ich hier gesagt habe, zu kümmern. Dann bist du bereits eine einzige Lachnummer, und es gibt keine Hoffnung auf Besserung für dich.
- Wenn du über Scherze nicht lachen kannst, dann nimm deinen Computer und verkauf ihn an jemand mit Humor. JETZT SOFORT.
Angepisst? Es ist die WAHRHEIT, nicht diese Worte, die deine Gefühle verletzen. Tu bloss nicht so, als ob ich es gewesen wäre, der dich verletzt hat..
Wir mögen dich nicht. Wir wollen dich nicht hier. Nie. Erspare uns den Ärger und geh weg.
–Robert “redpaw” Jung, editor, webmaster, and techmonkey of deeplight.net