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Kündigung wegen Affäre


Melissa3107 hat am 19/8/2004 gefragt:
Ich bin ver­heiratet, habe mit einem eben­falls ver­heirateten Kol­le­gen ein Ver­hält­nis. Wir haben beru­flich nichts miteinan­der zu tun und uns immer in unser­er Pri­vatzeit getrof­fen, daher auch keine Ein­schränkung der beru­flichen Leistung/Arbeit. Prob­lem — der Chef meines Kol­le­gen hat sich in der Urlaub­szeit ohne dessen Zus­tim­mung Zugriff zum PC ver­schafft und ein­deutige Mails, die wir uns geschrieben haben (nicht über Inter­net, son­dern Fir­me­nout­look) gefun­den. Dieser Chef hat ihm am 1. Arbeit­stag mit­geteilt, dass er wegen Ver­trauens­bruch kündi­gen müsse oder ihm frist­gerecht gekündigt wird. Er würde ihm auch helfen bei der Suche nach einem neuen Job. Dieser Vorge­set­zte ist mit seinen Infor­ma­tio­nen zum Per­son­alchef marschiert und eben­falls zur Geschäft­sleitung. Die Geschäft­sleitung will meinen Kol­le­gen behal­ten und der Per­son­alchef hat eingewen­det, dass man eine Masse Mitar­beit­er kündi­gen müsse, wäre der Kündi­gungs­grund Miss­brauch des Mails mit pri­vat­en Nachricht­en. Mein Kol­lege ist der Mei­n­ung, dass man uns nichts kann, da sich der Chef straf­bar gemacht habe, weil er ohne Ein­willi­gung Zugang zu pri­vat­en Dat­en seines Mitar­beit­ers erlangt habe. Darf dieser Chef die Dat­en weit­ergeben? Muss ich damit rech­nen, dass ich jet­zt gekündigt werde, wenn z.B. mein Chef informiert wird? Unter­liegt der Chef der Schweigepflicht bzw. sind pri­vate Dat­en geschützt oder kann er mit der Geschichte hausieren gehen? Sie müssen wis­sen, ich liebe meinen Job, mache ihn gut und gerne und kann sich­er­stellen, dass die Beziehung kein­er­lei neg­a­tive Auswirkung auf meine Arbeit­sleis­tung hat­te. Kann ich wegen des Schreiben von Mails während der Arbeit­szeit gekündigt wer­den oder eine Abmah­nung bekom­men? Wer­den meine Kol­le­gen oder mein Mann darüber informiert, was der Chef meines Kol­le­gen her­aus gefun­den hat oder darf dieser über die erwor­be­nen, ver­traulichen pri­vat­en Mails nichts sagen?
Wom­it genau muss ich jet­zt rech­nen ? Wie sieht die Recht­slage aus? Was kann ich tun und was sollte ich lassen? Soll ich ein­fach ängstlich abwarten, was in den näch­sten Tagen geschieht oder ein Gespräch suchen und wenn ja, mit wem? Ich habe schreck­liche Angst, dass die Affäre bekan­nt wird und mir beru­flich wie pri­vat schadet.
DAnn noch als let­zte Frage — die Unter­la­gen, die sein Chef hat (den Mail­verkehr zwis­chen uns) — kann man ihn zur Her­aus­gabe der Dat­en zwin­gen oder kann dieser die behal­ten und mich oder meinen Kol­le­gen damit irgend­wann erpressen? Ich finde es schreck­lich, dass jemand etwas gegen mich in der Hand hat und z.B. meinem Chef, meinem Mann oder anderen Mitar­beit­ern aus der Fir­ma zeigen könnte.
Bitte um schnelle Beant­wor­tung mein­er Fra­gen, da ich sehr verzweifelt bin und das Spiess­routen­laufen und nicht wis­sen wie ich mich ver­hal­ten soll mich kör­per­lich fer­tig macht. Mein Kol­lege ist nach der Mit­teilung durch den Chef zusam­men gebrochen und ins Kranken­haus gebracht wor­den. Ich befürchte, dass mir das Gle­iche bevorsteht.
Danke vor­ab für Ihr Verständnis.

Daniel_heiniger hat am 19/8/2004 geantwortet
Liebe Melis­sa

Also, mit der genauen Recht­slage kenne ich mich auch nicht präzise aus. Da müsstest du schon einen Anwalt fra­gen. Aber ich würde mir da keine grossen Sor­gen machen.

Soweit ich weiss ist das Post­ge­heim­nis heilig und gilt auch für elek­tro­n­is­che Post. Nor­maler Usus in Fir­men ist, dass in mod­er­atem Mass der Gebrauch der Arbeitsmit­tel auch für pri­vate Zwecke toleriert wird. Es sagt ja auch kaum jemand was, wenn du mal jemand pri­vat anruf­st und ein paar Minuten tele­fonierst. Und solche Gespräche dür­fen auch nicht abge­hört werden.

Allen­falls kann die Fir­ma eine beson­dere Poli­tik fes­tle­gen, wie genau mit Arbeitsmit­teln wie PC und Inter­net und E‑Mail usw. ver­fahren wer­den darf/kann/soll/muss. Eine allfäl­lige Ãœberwachung hat sich auf die Aufze­ich­nung von Verkehrs­dat­en zu beschränken (angerufene Rufnum­mer, Uhrzeit, Dauer, E‑Mail-Adresse) und darf nicht den Inhalt umfassen. Bei Tele­fonge­sprächen ist eine Aufze­ich­nung erlaubt, wenn sie deklar­i­ert wird und wenn sie dazu dient, die Leis­tung zu verbessern (wenn du z.B. tele­fonis­che Kun­den­ber­atun­gen machst und das Gespräch zu Schu­lungszweck­en ver­wen­det wird).

Es scheint mir völ­lig klar, dass sich der Chef wider­rechtlich Zutritt zu ver­traulichen Dat­en des Mitar­beit­ers ver­schafft hat und dieses Wis­sen auf keinen Fall weit­er­ver­wen­den darf. Die Geschäft­sleitung und die Per­son­al­abteilung haben in diesem Sinne ja wun­der­bar und kor­rekt reagiert. Vielmehr müsste der Chef abgemah­nt wer­den, aber das wird wohl auch nicht passieren.

Falls diese Infor­ma­tion zu Deinem Chef gelan­gen sollte, kannst du sog­ar soweit gehen, den Chef deines Fre­un­des zu verk­la­gen deswe­gen. Falls er soweit gehen sollte, dass er dich und ihn zu erpressen ver­sucht, dann ist der Schritt zur Polizei der richtige. Bzw. Dein Fre­und sollte in einem solchen Fall direkt an den Vorge­set­zten seines Chefs gehen (oder auch an die Geschäft­sleitung und das Per­son­al­we­sen, was sein Chef ja auch gemacht hat). Meine per­sön­liche Mei­n­ung ist, dass er diese inkri­m­inieren­den Unter­la­gen her­aus­geben oder ver­nicht­en muss. Auch das sollte über seinen Chef bzw. die Per­son­al­abteilung geregelt werden.

Hmmm. Beim erneuten Durch­le­sen fällt mir grad die Sache mit dem Kranken­haus auf. Eigentlich wäre die Auf­gabe deines Fre­un­des, sich hier zu wehren. Wie gesagt, durch Per­son­al­abteilung und Vorge­set­zten des Chefs. Da er hier aber bedauer­licher­weise aus­fällt, kannst du wohl nichts anderes tun, als abzuwarten und zu hof­fen, dass dieser üble Chef nicht noch weit­er geht, als er es schon tut.


Falls doch etwas zu deinem Chef gelan­gen sollte, dann denke ich, dass du die Sache ihm gegenüber leicht aus­bügeln kannst, voraus­ge­set­zt, dass da ein gewiss­es Ver­trauensver­hält­nis da ist. Sag ihm ein­fach, was du mir gesagt hast, dass näm­lich diese Geschichte deine Arbeit­sleis­tung nicht beein­trächtigt habe und dass du denkst, dass dieses sehr pri­vate Angele­gen­heit­en sind, die du selb­st regeln wollest.


Ich glaube nicht, dass du im Moment etwas tun kannst. Du kannst nur hof­fen, dass dieser Chef wieder zu Ver­stand kommt. Wenn du das Gespräch suchst mit ihm, kann das die Sache evtl. noch ver­schlim­mern. Je nach­dem, wie gut dein Ver­hält­nis zu deinem eige­nen Chef ist, kannst du ihm gegenüber ja etwas erzählen. Wenn er Ver­ständ­nis hat, ist alles in Butter.


Tschuldigung, ich hoffe, dass mein frech­er Gebrauch des Du nicht stört.

Und hoffe, dass ich helfen konnte

— Daniel

Melissa3107 hat am 20/8/2004 gefragt:
Hal­lo Daniel,
die Bew­er­tungs­funk­tion funk­tion­iert nicht, daher schicke ich dir meinen Kom­men­tar als Anschlussfrage:
Das “du” stört mich nicht im ger­ing­sten, es wirkt ver­traulich und dieses Gefühl fehlt mir derzeit in meinem Leben lei­der. Ich danke dir für die mich doch ziem­lich beruhi­gende Antwort. Mein Fre­und ist seit gestern wieder im Unternehmen, er hat­te allerd­ings kaum Gele­gen­heit mir viel zu erzählen, da er zur Zeit die Füsse ganz still hal­ten müsse. Natür­lich kann es nicht so weit­erge­hen wie vorher. Seit­dem ich ein wenig beruhigt bin, was die beru­fliche Lage ange­ht, empfinde ich nur tiefe Trau­rigkeit, dass etwas so wun­der­bares, so viel Glück auf bei­den Seit­en zu Ende sein muss, obwohl es kein­er von uns will. Wir hat­ten aus Ver­nun­ft­grün­den vere­in­bart, dass wir bei unseren Fam­i­lien bleiben, schliesslich kon­nten wir uns das vom Leben geben, was jed­er zu Hause ver­misst hat. Wir sind ein­fach füreinan­der geschaf­fen und müssen uns jet­zt wieder tren­nen. Es tut schreck­lich weh, aber ich muss es akzep­tieren. Ich emfinde eine Riesen­wut auf seinen Chef, der unser bei­der Glück so dreist zer­stört hat. Zur Zeit hat mein Fre­und einiges beru­flich am Hals und wie er mir kurz mit­teilte, brodelt bere­its die Gerüchteküche. Nicht nur meinetwe­gen, wohlge­sagt. Da sind auf sein­er Seite wohl einige Dinge nicht ganz sauber gelaufen oder wer­den vom Chef als Ver­trauens­bruch dargestellt. Man hat meinem Fre­und gestern ver­sichert, dass wed­er er noch ich um den Job ban­gen müssten. Mit seinem Chef habe er sich kurz aus­ge­sprochen und “ver­tra­gen”. Aber ob eine weit­ere Zusam­me­nar­beit zwis­chen den bei­den unter diesen Umstän­den möglich ist, soll noch gek­lärt wer­den. Heute kon­nte ich nur wenige Sätze mit ihm reden. Er erk­lärte mir, dass er sich ein­fach still ver­hal­ten müsse und wir dem­nächst reden wür­den — pri­vat natürlich.
Nochmal tausend Dank für die Antwort. Ich weiss nicht, welch­es Gefühl schlim­mer ist und welch­es leichter zu bewälti­gen ist. Die Tage voller Angst sind zwar vor­bei, dafür bin ich psy­chisch am Boden, weil ich das Wun­der­barste auf der Welt ver­loren habe, was ich je — wenn auch nur kurz — besass und was eigentlich meine schlimme Ehe aufrechter­hielt. Wie ich zukün­ftig ohne diesen Trost weit­er­leben kann, das weiss ich heute noch nicht. Ich habe eine ziem­lich harte Zeit vor mir, bete aber, dass ich nie wieder befürcht­en muss, dass etwas beru­flich­es hinterherkommt.
Vie­len Dank, du hast mir wahnsin­nig geholfen in mein­er Verzweiflung.
Melis­sa.

Daniel_heiniger hat am 23/8/2004 geantwortet
Gut. Freut mich, dass ich Dir helfen konnte

— Daniel

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