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Ex-Freund


Ann_2001 hat am 13/8/2004 gefragt:
Ich bin etwas länger als ein Jahr mit meinem Ex-Fre­und zusam­men gewe­sen. Er hat Anfang Juli mit mir schluss gemacht mit der Begrün­dung, dass er mich nicht mehr liebt.
Er sagt, dass sei eine wun­der­schöne Beziehung zwis­chen uns gewe­sen und er wün­scht sich seine Gefüh­le und die Beziehung zurück. Wir haben die let­zten zwei Wochen sehr viel miteinan­der gemacht, weil er Urlaub hat­te. Wir waren schwim­men, im Kino, shop­pen, abends mal was trinken etc. Es war sehr schön. Wir ver­ste­hen uns super, aber ich möchte halt mehr.
Er nimmt mich ständig in den Arm etc. Am Mon­tag musste er wieder arbeit­en und ich habe mich nicht bei ihm gemeldet und am Dien­stag haben wir tele­foniert. Er sagte mir, dass er halt jet­zt etwas Abstand möchte. Also, er möchte zwar Kon­takt, aber nicht so viel um zu sehen ob da noch Gefüh­le sind, welche über Fre­und­schaft hin­aus gehen. Ich finde das ja auch gut, weil er uns dann noch nicht aufgegeben hat. Ich habe mich gestern und heute nicht bei ihm gemeldet.
Er ist mir als Men­sch sehr, sehr wichtig und ich ihm auch. Er sagte, dass es ihn ver­let­zen würde, wenn ich gar nicht mehr da wäre, weil er mir sehr ver­traut. Er ist ein sehr ver­schlossen­er Men­sch, der alles mit sich selb­st aus macht. Abge­se­hen davon, fällt es ihm auch schw­er Gefüh­le zu zeigen und wenn er sich nicht melden will, dann macht er das auch nicht.
Selb­st wenn wir nicht mehr zusam­men kom­men, würde ich den Kon­takt nie abbrechen, weil er mir sehr wichtig ist und weil ich ihm auch sehr ver­traue. Ich kann ihm alles sagen.
Vor ein paar Wochen hat er mir in ein­er Mail geschrieben, dass er immer noch Hoff­nung hat und diese Hoff­nung nicht aufgeben wird in Bezug auf Gefüh­le und eine Beziehung.
Die Beziehung war mit ihm sehr schön. Natür­lich haben wir uns auch mal gestrit­ten, was ja auch nor­mal ist, aber ich habe einen grossen Fehler gemacht. Ich habe ihn eingeengt. Ich habe ihn jeden Tag direkt nach der Arbeit angerufen, so dass er keine Möglichkeit hat­te, sich auf den Anruf einzustellen oder sich über­haupt aus­ruhen zu kön­nen. Desweit­eren haben wir mehrere Sms am Tag geschrieben, wir haben uns ein­mal die Woche gese­hen und dann noch von Sam­sta­gnach­mit­tag bis Son­ntagabend die Zeit miteinan­der ver­bracht. Wir haben am Woch­enende sel­ten etwas getren­nt gemacht.
Er hat auch schon mal zu mir gesagt, dass wir nicht jeden Tag miteinan­der tele­fonieren müssten oder das wir jedes Woch­enende miteinan­der ver­brin­gen müssten, aber ich habe das nicht reg­istri­ert. Ich habe nicht über die Kon­se­quen­zen nachgedacht. Für mich war das alles selb­stver­ständlich und ok.
Ich habe ihm gesagt, dass ich einiges anders machen würde, wenn wir noch ein­mal eine Chance hät­ten. ich habe ihm gesagt, dass ich den Kon­takt etwas ver­ringern würde, also, dass ich ihm mehr Freiraum lassen würde und das wir auch mal etwas alleine unternehmen wür­den etc.
Im Moment ver­suche ich ihm das ausser­halb der Beziehung zu zeigen, dass ich das kann. Ich habe zwar erst spät gemerkt, dass ich ihn eingeengt habe, aber ich hoffe nicht, dass es schon zu spät ist.
Ist es aus­sicht­s­los oder gibt es noch irgen­deine Möglichkeit?

Daniel_heiniger hat am 15/8/2004 geantwortet
Liebe Ann_2001

Hoff­nung gibt es immer. Ins­beson­dere solange bei­de Seit­en bere­it sind, etwas zu tun für die Beziehung (wie das bei euch ja der Fall zu sein scheint) und sie nicht ein­fach sausen zu lassen.


Du (genau­so wie er, aber darauf hast du wenig bis keinen Ein­fluss) soll­test die Gele­gen­heit nutzen, und über dich selb­st nach­denken und daran reifen. Wenn ich Dir diesen Rat geben darf: Ich würde darüber nach­denken, was genau dich zu dem Ver­hal­ten bringt, was ihn offen­sichtlich vertreibt, bzw. was dazu führt, dass er Abstand hal­ten will, Dis­tanz sucht. Du schreib­st von zu engem Kon­takt, von zuwenig Freiräu­men, davon, dass du ihm mehrmals am Tag SMSen schreib­st und eigentlich auch Antwort erwartest. Aus welchen Grün­den tust du das? Kann es sein, dass es eine unbes­timmte Angst ist? Vielle­icht die Angst vor dem Allein sein? Die Angst, nicht geliebt zu wer­den? Die Angst, ver­lassen zu wer­den? Angst vor Langeweile? Fühlst du dich wohl, auch ganz mit dir alleine? Hast du Fre­undin­nen, mit denen du Kon­takt pflegst und mit denen du dich aussprechen kannst?


Meine per­sön­liche Mei­n­ung ist, dass man erst richtig auf andere Men­schen zuge­hen und enge Beziehun­gen pfle­gen kann, wenn man sich in sein­er eige­nen Haut wohl fühlt. Anson­sten pro­jiziert man seine Wün­sche, Sehn­süchte und Bedürfnisse auf den oder die anderen Men­schen, und diese fühlen sich meist recht schnell bedrängt dadurch. Wie man das allerd­ings erre­icht, ist sehr unter­schiedlich und indi­vidu­ell. Die einen pfle­gen ihre lieb­sten Hob­bies und gehen ganz darin auf. Andere treiben viel Sport und lieben es, auf diese Weise ihren Kör­p­er zu spüren. Wieder andere gehen zu einem Ther­a­peuten, der mit ihnen auf psy­chol­o­gis­ch­er Ebene arbeit­et. Was genau für dich das richtige ist, kann ich natür­lich nicht beurteilen, aber ich möchte dich ermuti­gen, dir darüber Gedanken zu machen. Ins­beson­dere ist es keine Schande, zu einem Psy­cholo­gen zu gehen und sich dort einge­hend berat­en zu lassen. Ich selb­st bin jahre­lang bei Psy­cholo­gen in Behand­lung gewe­sen und es hat mir sehr gut getan.


Ich hoffe, dass ich helfen konnte.


Her­zliche Grüsse

— Daniel

Ann_2001 hat am 15/8/2004 gefragt:
Es geht hier aber nicht um mich son­dern viel mehr darum, was ich jet­zt tun kann.
Dein Ratschlag hat mir nicht weitergeholfen.
Er sagt zu mir, dass er mich nicht mehr liebt, aber auf der anderen Seite sagt er, dass er sich die Gefüh­le und die Beziehung zurück wün­scht. Kann man davon aus­ge­hen, dass dies ein Wider­spruch ist? Für mich hört es sich so an.
Es geht auch nicht darum, dass wir an der Beziehung arbeit­en müssen. An welch­er Beziehung? Im Moment haben wir keine Beziehung und die wird es so lange auch nicht geben bis seine Gefüh­le wieder da sind oder bis er vielle­icht merkt, dass da noch Liebe ist. Erst dann kön­nen wir daran arbeit­en, aber vor­erst geht das nun mal nicht.
Ich glaube, Du hast Dir meinen Beitrag nicht wirk­lich durchge­le­sen. Ich habe um einen Ratschlag gebeten, aber alles was Du tust, sind mir Fra­gen zu stellen bzw. irgend­was über mich zu schreiben. Es geht aber um ihn und mich und ich möchte wis­sen, was ich von seinen Aus­sagen hal­ten soll, ob es sich lohnt über­haupt noch zu kämpfen und was ich jet­zt tun soll? Fre­unde sagen, nimm Abstand. Melde Dich nicht bei ihm. Mir wird gesagt, wenn Du Dich nicht meldest, kann er merken, was er ver­loren hat, aber mit Kon­takt nicht.
Es ist aber so schw­er sich nicht bei dem Men­schen zu melden, den man liebt. Wie gerne würde ich mit ihm ein­schlafen oder ein­fach nur auf dem Sofa liegen und mit ihm einen Film guck­en ohne grosse Worte. Ich liebe ihn und es tut weh, wenn man nicht weiss ob diese Liebe von dem Men­schen erwidert wird.

Daniel_heiniger hat am 16/8/2004 geantwortet
Ja, davon kannst du aus­ge­hen, dass das ein Wider­spruch ist, was er sagt.

Ein konkreter Ratschlag fällt mir schw­er zu geben. Auch wenn du es nicht gerne hörst: Wahrschein­lich haben deine Fre­unde recht. Für dich ist es im Augen­blick wohl das Beste, wenn du Abstand hältst. Darauf, ob seine Gefüh­le zu dir zurück­kehren, hast du wenig Ein­fluss. Da kannst du höch­stens dezent in der Nähe bleiben, ohne auf­dringlich zu sein, und dich dadurch immer wieder bei ihm in Erin­nerung rufen.


Es ist mir aber klar, dass das teu­flisch weh tut. Beson­ders wenn du dich so nach ihm sehnst, wie du schreib­st, von wegen gerne mit ihm ein­schlafen wollen und mit ihm auf dem Sofa liegen und einen Film schauen und so. Ich kann das sehr gut nach­fühlen. Aber gle­ichzeit­ig kann ich dir nicht helfen dabei. Im Moment musst du wohl oder übel davon aus­ge­hen, dass er deine Liebe nicht erwidert. So sehr dich das auch schmerzt. Erst wenn er von sich aus wieder auf dich zu kommt, kön­nt ihr zusam­men einen neuen Anfang machen. Geduld und die Bere­itschaft, deinen Schmerz zu ertra­gen ist das einzige, was dir im Augen­blick weit­er hilft.


Tut mir leid, dass ich dir nicht bess­er helfen konnte

— Daniel

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