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Wir disken Compspeak, Lektion 1 — 3

Es ist unentschuld­bar, dass im Com­put­erzeital­ter Wörter wie “löschen” benutzt wer­den, so als sei eine binäre Datei ein Lager­feuer im Paläolithikum, in welch­es drei Nean­der­taler, um Wass­er zu sparen, hinein­schif­f­en! In der ersten Lek­tion des Kurs­es “Comp­s­peak disken” wollen wir gle­ich ein­mal ler­nen: Eine Datei wird nicht gelöscht, sie wird deletiert (sprich: dili­itiert). Auch von “spe­ich­ern” wollen wir nicht mehr sprechen, denn der mod­erne User ist kein fränkisch­er Leibeigen­er, der zur Ern­tezeit ein Säck­lein Getrei­de in den wind­schiefen Vor­rat­sturm seines Her­rn trägt. Es muss heis­sen: “Ich habe gesavt” (sprich: gesei­ift). Wir ver­wen­den gesavt auch anstelle des ver­al­teten Wortes “ver­ste­hen” bzw. “Ver­stand”. Bitte sprechen Sie nun übung­shal­ber fol­gende Sätze nach: “Ich habe Kant nicht gesavt.” “Die SVP set­zt auf den gesun­den Men­schen­save.” “George W. Bush drückt sich manch­mal unsave­bar aus.” (Achtung! “Saven” wird von Anfängern oft mit “disken” ver­wech­selt. Merke: Disken = etwas Gesavtes dauer­haft saven, also ler­nen. Beispiel: “Nicht für die Schule, für das Leben disken wir.”)

Lek­tion 2: Wir über­set­zen die Zeile “Wer reit­et so spät durch Nacht und Wind, es ist der Vater mit seinem Kind” in sauberes Comp­s­peak. Disken Sie bitte zunächst fol­gende Wörter:

Pen­tium, der, fem. Pen­tiu­mine. Mehrere Bedeu­tun­gen: Motor, Vater, Parteivor­sitzen­der. Vgl.: “Chris­tiane Brun­ner ist Pen­tiu­mine der SP, klagte Jean Ziegler, obwohl sie von Poli­tik nichts savt!

Dou­blek­lick­en (sprich: dablclickn), Verb. Bedeu­tung: etwas bewirken, etwas tun (z.B. schwim­men, reit­en, über­mäs­sig trinken). Beispiel: “Jean-Pas­cal Dela­mu­raz, der ver­stor­bene Bun­de­spen­tium, dou­ble-klick­te schon am frühen Morgen.”

Sub­fold­er, der. Bedeu­tung: Arbeit­nehmer, Zwerg, Kind, Unter­tan. Vgl.: “Bei kurvi­gen Aut­o­fahrten dou­bl-klick­en Sub­fold­er manch­mal den Wagen voll.”

Down­load, der. Nacht, Abend. Als Verb: down­load­en = übernächtigt sein, düster vor sich hin warten.

Dou­blek­lick­en Sie jet­zt die besagte Zeile von Goethe in kor­rek­tes Comp­s­peak! Mailen Sie Ihre Über­set­zung zur Beno­tung an Kursleit­er lreichlin@active.ch

Lek­tion 3: Comp­s­peak für fort­geschrit­tene Disker. Fall­beispiel “Im Taxi”. Kunde: “Guten Down­load! Mailen Sie mich bitte zum Flughafen.” Fahrer: “Und wohin wollen Sie Dou­ble-klick­en, wenn man fre­quent­ly-asked-ques­tion darf?” Kunde: “Nach Hol­ly­wood.” Fahrer: “Ja klar, jet­zt macht’s bei mir Enter! Sie sind doch der megabeite Screen-Shot aus Lüthy & Blanc!” Kunde: “Ja, aber manch­mal ist es nicht plug-and-play, megabeit zu sein, saven Sie? Man kann zum Beispiel nicht in ein Taxi ein­loggen, ohne vom Fahrer gescreent zu wer­den…” Fahrer: “Aber dafür kön­nen Sie doch sich­er jeden Down­load eine andere Frau input­ten, haben einen haufen RAM und eine schöne Hard­disk mit Swim­ming-Pool…” Kunde: “Sie saven wirk­lich gar nichts!” Fahrer: “Ach, leck­en Sie mich doch an der Schnittstelle, Sie arro­gan­ter Binär!”

Näch­ste Woche: “Mit Pflanzen compspeaken”


Erstveröf­fentlichung dieses Textes in der Welt­woche im März 2002, in der Kolumne “Moski­to” von Linus Reich­lin. Wiederveröf­fentlichung hier mit fre­undlich­er Genehmi­gung des Autors.

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