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Angst vor körperlichem–> Psychisches Problem?

Stev­el hat am 2/5/2003 gefragt:
Hal­lo,
ich habe fol­gen­des Problem:
Meine Fre­undin (16) und ich (19) waren jet­zt über 8 Monate zusam­men und haben uns nun getrennt.
Sie sagt, sie liebt mich nicht mehr.
Dieser “Gefühlsum­schwung” hat sich jedoch recht plöt­zlich vollzogen.
Inner­halb ein­er Woche wollte sie mich plöt­zlich nur noch ganz sel­ten und kurz sehen, und ab da
ging alles den Bach runter.…das lief dann über 6 Wochen so, in denen
sie sich kör­per­lich total zurück­ge­zo­gen hat (auch kein Kuscheln mehr).
Vorher hat sie fast noch mehr als ich diese kör­per­lich Nähe gesucht.
Nun zu mein­er Frage:
Meine Fre­undin ist ein recht ängstlich­er Men­sch, sie hat z.B.
- Angst vor Keimen, wäscht sich deswe­gen sehr oft die Hände, z.T. über 5 Minuten,
das mehrmals am Tag, bere­its 2x hat­te sie deswe­gen blutige Hände.
- Angst vor Medika­menten, sie weigerte sich auch bei 40° Fieber Medika­mente zu nehmen.
- redet ständig davon, von anderen nicht gemocht zu werden
- hat­te früher immer Angst mich zu verlieren
- hat das Gefühl, an andere Leute nicht “ranzukom­men”…
- sucht jet­zt Anschluss in ein­er mein­er Mei­n­ung nach recht selt­samen Clique
- will immer alles allen Recht machen
Jet­zt habe ich fol­gen­den Fehler gemacht, der mir aber erst im Nach­hinein bewusst wurde:
Wir hat­ten noch keinen Geschlechtsverkehr, nur unser Kuscheln wurde immer intensiver.
Daraufhin habe ich sie gefragt, ob sie sich nicht die Pille ver­schreiben lassen will, und
sie hat in ihrer typ­is­chen Art gesagt“Hmm, ja, wär schon nicht schlecht”, also nicht so richtig ja aber auch nicht nein.
Ich habe darufhin wirk­lich drauf geachtet, dass sie einen Ter­min beim Fraue­narzt ausmacht.
Dieser Ter­min sollte 6 Wochen später sein.
Aber auch schon während dieser 6 Wochen lief bei uns fast gar nichts mehr, eben auch kein Kuscheln.
Nur ein­mal habe ich sie, in der ersten Woche dieser besagten 6, zum ersten Mal “gefin­gert”, was
ihr aber sichtlich gefall­en hat, das hat sie mir auch nach­her noch bestätigt. Bloss ab dann erfol­gte der totale Rückzug.
Ich habe oft mit ihr drüber gesprochen, ob es alles daran liegt, doch sie sagte immer nein, bloss woher sollte es dann kommen??
Ausser­dem begann sie im Jan­u­ar mit einem Jun­gen aus ihrer Par­al­lelk­lasse bis zu 2x am Tag zu mailen. Sie ver­sicherte mir aber stets, dass sie ihn bloss als guten Fre­und sieht, mit dem­man gut reden kann, aber eben nicht mehr. Sie ist auch bis heute, obwohl wir schon 6 Wochen nicht mehr zusam­men sind, nicht mit diesem eMail-Fre­und zusam­men, son­dern nur in der­sel­ben Clique und daher häu­figer mit ihm zusam­men weg.
Oder Kann es alles unbe­wusst mit ihren Ängsten zusammenhängen?
Die Pille ist ja doch ein recht heftiges Medikament
Ich habe sie wirk­lich nie zu etwas gedrängt, das sie nicht auch wollte…
Ich habe ihr alle Zeit der Welt gegeben.
Kann es trotz­dem sein, dass es diese unbe­wusste Angst war, jet­zt bald mit mir schlafen zu MÃœSSEN?
Sie selb­st inter­essieren diese Fra­gen wenig, sie sagt nur “Gefüh­le ändern sich eben, ich liebe dich nicht mehr”,
aber ich bin schon inter­essiert an den Ursachen.

Daniel_heiniger hat am 22/6/2003 geantwortet
Lieber Stev­el

Auf den let­zten Punkt möchte ich als erstes einge­hen: Du inter­essierst Dich für die Ursachen. Auf­grund Dein­er rel­a­tiv aus­führlichen Beschrei­bung kön­nte ich Dir zwar dur­chaus eine tiefenpsy­chol­o­gis­che Analyse des Ver­hal­tens Dein­er Fre­undin liefern. Aber ander­er­seits frage ich mich, was Dir das brin­gen würde? Es ändert nichts und hil­ft Dir auch nicht, sie wieder zurückzugewinnen.


Der Haupt­punkt ist der: Jed­er Men­sch muss seine Prob­leme sel­ber lösen. Du kannst sie höch­stens darauf hin­weisen, dass es ihr gut­tun würde, wenn sie sich pro­fes­sionelle Hil­fe zukom­men lassen würde. Aber danach muss sie das selb­st an die Hand nehmen. Frei­willig. Ohne dass Du sich­er­stellst, dass sie einen Ter­min beim Psy­cholo­gen ausmacht.


Viele Men­schen (und Du ja offen­sichtlich auch), glauben, dass sie ihrem Mit­men­schen helfen kön­nen, seine Prob­leme zu lösen. Das ist sicher­lich richtig, aber nur, wenn sich dieser auch helfen lassen will. Aber selb­st dann kann der grösste Teil eigentlich nur darin beste­hen, dass wir Anteil nehmen und diesen Men­schen auf seinem Weg begleit­en. Deine Fre­undin zieht es im Moment anscheinend vor, ihren Weg auf ihre Weise zu gehen. Und auch wenn Du das im Moment nicht glaub­st, so wird dieser Weg sie länger­fristig weit­er­brin­gen. Vielle­icht gäbe es schnellere Wege, aber es liegt nicht an uns, hier zu urteilen.


Mit 16 Jahren ist sie noch sehr jung, und Dein Wun­sch nach Sex­u­al­ität mag zwar berechtigt sein, sie fühlt sich aber offen­sichtlich im Moment davon noch über­fordert. Ihr Weg wird sie daher wahrschein­lich von Dir weg bewe­gen. Das wirst Du wohl oder übel ein­fach akzep­tieren müssen.


Nichts­destotrotz möchte ich Dir sagen: Aus Deinem Brief spricht viel Sen­si­bil­ität und Mit­ge­fühl. Dafür möchte ich Dich anerken­nen. Auch die Tat­sache, dass Du Dich an dieses Forum hier gewandt hast, spricht für Dich. Vie­len Men­schen fällt es schw­er, zuzugeben, dass sie Hil­fe brauchen.


Bleib wie Du bist!

— Daniel

Link zum Orig­i­nal­post bei wetellyou.ch

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