Manchmal frage ich mich schon, wie weit Politiker und Wirtschaftsführer von der Realität der Bevölkerung entfernt sind. Da wundert man sich doch landauf, landab darüber, wie die Schweizer Bevölkerung mit einer Dreiviertelmehrheit die Logik über Bord werfen konnte und verantwortungslos zukünfitgen Pensionierten Geld zuspricht, das diese gar nicht selber erspart haben.
Nun ja, wie soll ich sagen: Die Bevölkerung hat in den letzten Jahren anschaulich gelernt:
- Dass Reiche hemmungslos den Steuerwettbewerb ausnutzen und dorthin ziehen, wo sie keine oder nur wenig Steuern zahlen müssen
- Oder aber sie hinterziehen gleich ihre Steuern und verschieben ihr Geld heimlich in ein Land mit Bankgeheimnis.
- Investmentbanker verzocken nicht nur ihr eigenes Geld, sondern auch dasjenige ihrer Kunden hemmungslos an der Börse.
- Dabei scheuen sie nicht davor zurück, die Kunden mit falschen oder unklaren Versprechungen in Investitionen zu locken, die diese eigentlich gar nicht wollen und auch nicht verstehen, solange nur der eigene Umsatz und somit der Bonus stimmt.
- In guten Zeiten kassieren sie schwindelerregende Boni und in schlechten Zeiten ist keiner verantwortlich, und der Steuerzahler trägt die Verluste.
- Das vom Steuerzahler zur Rettung eingeschossene Geld wird so rasch wie möglich absorbiert und zur Fortführung der Bonus-Party eingesetzt. An eine Rückzahlung der Rettungsgelder nach erfolgreicher Rettung denkt natürlich keiner. Wozu auch.
- Nachdem der Staat das Führen von Pensionskassenguthaben für alle Arbeitgeber obligatorisch macht, ergattern sichVersicherungen so rasch wie möglich ein schönes Teil dieses lukrativen Kuchens. So viel Sparzins wie möglich für die Versicherten zu erwirtschaften liegt nicht in ihrem Interesse, stattdessen wird zusätzliche Rendite lieber als Gewinn abgeschöpft.
- Das Führen von eigenständigen Pensionskassen wird durch staatliche Vorschriften so kompliziert gemacht, dass ein Heer vonFinanzberatern und Anwälten nötig wird, die sich hier eine goldene Nase verdienen können. Die Verwaltungskosten gering zu halten liegt nicht in ihrem Interesse, im Gegenteil.
- Politiker lassen sich von der Wirtschaft für irgendwelche Mandate offen oder verdeckt bezahlen und verwandeln sich so vom Volks- zum Interessenvertreter.
So ist heutzutage klar: Ich (und viele andere Leute auch) fühlen sich von der Politik nicht vertreten. Ebenfalls ist Ethik und Moral offensichtlich ein Fremdwort geworden für alle diejenigen, die sie sich eigentlich leisten könnten. Warum wird von mir Vernunft, Ehrlichkeit und Rechtschaffenheit erwartet, wo mir doch von dutzenden von Vorbildern in Politik und Wirtschaft die Hemmungslosigkeit vorgemacht wird? Warum wird von mir (und anderen kleinen Bürgern) Solidarität erwartet, wo es doch immer offensichtlicher ist, dass nur der Eigennutz zählt? Dass alle anderen nur verarscht werden, wo es nur geht?
Na bitte!