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Wie kommt man an einen schüchternen Dauer-Single ran?


Kiri_1982 hat am 6/6/2005 gefragt:
Ich glaube ich brauche wirk­lich mal ein paar Ratschläge von einem Experten (vielle­icht sog­ar Psy­cholo­gen?), denn ich bin mit meinem Latein langsam wirk­lich am Ende!!
Ich habe es geschafft, mich in einen Mann zu ver­guck­en, der es mir in ver­schieden­er­lei Hin­sicht ziem­lich schw­er macht…
Prob­lem Num­mer 1: er ist ein Arbeit­skol­lege. Das ist aber eigentlich noch das kle­in­ste Prob­lem, denn immer­hin sind wir keine ganz direk­ten Kol­le­gen, son­dern arbeit­en in ver­schiede­nen Abteilun­gen (mit­tler­weile jeden­falls, bis vor kurzem haben wir noch im gle­ichen Team gearbeitet!)
Prob­lem Num­mer 2: er ist 12 Jahre älter als ich… (ich bin 23, er 35. Allerd­ings sieht er jünger aus und ben­immt sich auch WESENTLICH jünger!)
Prob­lem Num­mer 3: er ist, wenn es darum geht, dass er sich für eine Frau oder eine Frau für ihn inter­essiert, ver­dammt schüchtern, was wohl daran liegt, dass er:
Prob­lem Num­mer 4: laut Aus­sage eines anderen Kol­le­gen Sin­gle ist, seit­dem er 19 ist!!!
Gut, das soll­ten genug Gründe sein, ihn mir bess­er sofort aus dem Kopf zu schla­gen. Aber das hab ich ja schon alles ver­sucht — abso­lut erfol­g­los! Ange­fan­gen hat alles vor einem Jahr, als ich in sein Team gekom­men bin und wir uns da bess­er ken­nen gel­ernt haben. Ich hab mich also, je bess­er ich ihn ken­nen­lernte, immer mehr in ihn ver­liebt. Und hat­te das Gefühl, dass von sein­er Seite auch Gefüh­le da sind!
Ich hat­te das Glück, dass die Kol­le­gin, mit der ich immer in Mit­tagspause gehe, mit dem Kol­le­gen ver­heiratet ist, mit dem ER immer in Pause geht. Und als ich ihr dann irgend­wann erzählt habe wie es um mich ste­ht, da erzählte sie mir, dass sie es mir eigentlich nicht erzählen sollte, aber unter diesen Umstän­den erzählte sie es mir dann jet­zt doch: ER hat­te seinem Kol­le­gen, also ihrem Mann, eben­falls erzählt, dass es bei ihm gefunkt hatte!!!!!!
Ich hätte die ganze Welt umar­men kön­nen als ich das gehört habe! Und dachte, dass es dann ja nur noch eine Frage der Zeit bzw. des passenden Anlass­es wäre, dass wir zusam­men kom­men! Das war vor etwa 8 Monaten.
Sie erzählte mir in der Zeit darauf dann, dass ihr Mann IHM erzählt hätte, dass es bei mir eben­falls gefunkt hat. Und daraufhin ist er wohl ganz rot gewor­den und hat ein wenig rumge­druckst, von wegen das Alter, und dass wir zusam­men arbeit­en, und dass er ja eh viel zu schüchtern wäre auf mich zuzuge­hen, und über­haupt, er wüsste nicht so recht. Wirk­lich konkret äusserte er sich aber nie zu dem The­ma, wurde immer nur rot und ver­suchte von dem The­ma abzu­lenken, wenn unser gemein­samer Kol­lege ihn darauf ansprach (und das, obwohl er anson­sten alles andere als auf den Mund gefall­en ist!)
In der Zeit darauf gab es auch ein paar Anlässe wie Wei­h­nachts­feiern usw., und ich startete auch immer ein paar kleinere Annäherungsver­suche, also ihm z.B. beim tanzen näher zu kom­men, was ihm schein­bar auch gefiehl, aber irgend­wie kam von ihm nichts! Nagut dachte ich mir, er ist eben ver­dammt schüchtern. Als sich ein paar Wochen später immer noch nichts konkreteres getan hat­te, hat­te ich beschlossen, ein­fach mal in die Offen­sive zu gehen und ihm direkt zu sagen, dass wir doch eigentlich bei­de wis­sen, dass es bei uns bei­den gefunkt hat und ob wir es denn nicht ein­fach mal miteinan­der ver­suchen sollen? Bevor ich diesen Plan in die Tat umset­zte, sprach ich aber noch mit mein­er Kol­le­gin darüber — und die sagte mir dann am näch­sten Tag, ich solle das bess­er nicht tun, ihr Mann hätte IHN nochmal “neben­bei” drauf ange­sprochen, was denn nun zwis­chen ihm und mir wäre, und da hätte er ziem­lich rumge­druckst und nichts wirk­lich konkretes gesagt, nur, dass er also doch keine Beziehung mit mir will!…
Die Wochen darauf hab ich mir die Augen aus dem Kopf geheult und ver­sucht, mir die Sache aus dem Kopf zu schla­gen. Und war auch eigentlich der Mei­n­ung, inzwis­chen drüber weg zu sein. Aber dann, let­zten Fre­itag, war wieder ein Betrieb­s­fest. Und als ich ihn da mit ein­er anderen Frau eng tanzen sah, war mir wieder zum heulen zumute und ich musste mir eingeste­hen, dass ich wohl doch noch nicht drüber weg bin… Später an diesem Abend haben wir 2 dann auch nochmal zusam­men getanzt, aber jet­zt nicht irgend­wie “eng” oder so. Und weil ich so deprim­iert war, habe ich anschliessend mit unserem gemein­samen Kol­le­gen noch mal darüber gesprochen, ob er denn nichts konkretes weiss, weshalb er damals eigentlich nicht wollte. Er wusste es aber lei­der auch nicht, da ER wie gesagt immer auswe­icht, wenn er auf das The­ma ange­sprochen wurde. Dieser 3. Kol­lege erzählte mir dann nur, dass ER halt Sin­gle ist seit­dem er 19 ist und sich immer ver­dammt ungeschickt anstellt wenn es um Frauen geht und nie was mit ein­er anfängt (wed­er ern­sthafte Beziehung noch One-night-stand o.ä.), auch wenn er genau weiss dass sie was von ihm will. (Schwul ist er allerd­ings nicht!)
Tja, was macht man mit so einem Mann bloss? Das mit dem aus-dem-Kopf-schla­gen klappt ja ein­fach nicht… Ich kann mir nur vorstellen, dass er, weil er nun soo lange Sin­gle ist, irgend­wie auch Panik davor hat, eine Beziehung anz­u­fan­gen, selb­st wenn er eigentlich gerne eine Beziehung hätte… Vielle­icht ist er ja auch ein­mal sehr ent­täuscht wor­den. Aber irgend­wie muss man ihn doch überzeu­gen kön­nen, dieses Risiko doch ein­mal einzuge­hen! Aber wie???????????????

Daniel_heiniger hat am 8/6/2005 geantwortet
Liebe Kiri_1982

So wie das klingt brauchst nicht du eine Ther­a­pie, son­dern er…

Die Erfahrung zeigt, dass es sehr schwierig ist, jeman­den zu ändern, der das selb­st nicht will oder der nicht selb­st den eige­nen Antrieb und die nötige Energie dazu auf­bringt. Offen­sichtlich ist er ein sehr schüchtern­er und ängstlich­er Men­sch. Da kannst du wenig aus­richt­en. Wenn er nicht selb­st den Wun­sch ver­spürt, etwas zu ändern, dann passiert das auch nicht.


Meine eigene Frau hat mir, nach­dem wir auf meinen Wun­sch zwei Jahre getren­nt waren, erzählt, dass sie sehr viel Kraft aus dem I‑Ging geschöpft habe. Das The­ma war für sie ähn­lich wie für dich: aus-dem-Kopf-schla­gen ging nicht, Annäherung ging ohne meine Koop­er­a­tion auch nicht. Also Block­ade. In dieser Sit­u­a­tion habe sie sich immer wieder klar gemacht: Sie hätte die Wahl zwis­chen Liebe und Angst, dazwis­chen, ihr Herz offen zu lassen oder es zu ver­schliessen. In Geduld und Hoff­nung zu lei­den und so auf einen neuen Weg zu warten, oder eben ein Stück von sich abzutöten.


Ich selb­st habe natür­lich in dieser Zeit selb­st einen lan­gen Weg zurück­gelegt, bin sel­ber in Ther­a­pie, habe mich selb­st in Frage gestellt, bis ich wieder soweit war, wieder auf sie zuge­hen zu kön­nen. Unsere Beziehung hat da sehr auf der Kippe gestanden.


Aber das ist jet­zt nicht das The­ma. Der Punkt dabei ist der, dass du let­ztlich nur an dir selb­st arbeit­en kannst, dass du den Rest ihm über­lassen musst. Will heis­sen: Deine eigene Ein­stel­lung zu dir selb­st ist das, was dein Glück oder deinen Lebensin­halt aus­macht. Entwed­er bist du bere­it, den Schmerz, der damit ver­bun­den ist, diese Beziehung nicht alleine her­stellen zu kön­nen, zu ertra­gen, oder dann ver­schliesst du eben dein Herz zu ihm und wen­d­est dich anderen Din­gen zu.


Eine grosse Hil­fe dabei sind gute Fre­undin­nen, mit denen du über alles reden kannst. Allfäl­lig sog­ar ein Ther­a­peut oder eine Ther­a­peutin. Du brauchst einen Fre­un­deskreis, mit denen du nicht nur Kaf­fee trinkst oder tanzen gehst, son­dern mit denen du wirk­lich über Gott und die Welt reden kannst und darüber, wie es in deinem inneren aussieht.


So, ich hoffe, dass ich hil­fre­ich sein konnte.


Mit her­zlichen Grüssen

— Daniel

Link zum Orig­i­nal­post bei wetellyou.ch

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