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Wie macht man aus Schallplatten MP3s?

Meine eige­nen analo­gen Ton­träger, näm­lich Schallplat­ten und Kas­set­ten, habe ich schon vor zehn Jahren dig­i­tal­isiert und ins MP3-For­mat über­führt. Kür­zlich habe ich für einen Fre­und weit­ere etwa zwei Dutzend Schallplat­ten dig­i­tal­isiert. Die Frage ist also, wie man LPs dig­i­tal­isiert und daraus MP3-Dateien macht. Dahin­ter steckt einiges an Arbeit und ich möchte hier gerne aufzeigen, was da so alles dazugehört.

  1. Analoge Ton­quelle an den PC anschliessen: Jed­er Com­put­er besitzt heutzu­tage Anschlüsse für Laut­sprech­er und Mikro­fon. Im besten Fall sog­ar einen Line-Ein­gang. Am besten schliesst man einen Aus­gang sein­er Stereoan­lage mit einem passenden Adapterk­a­bel an den Line-Ein­gang des Com­put­ers an. Falls kein Line-Ein­gang vorhan­den ist, nimmt man den Mikro­fon-Ein­gang, der in solchen Fällen meis­tens auch als Line-Ein­gang benutzt wer­den kann. Das Adapterk­a­bel bekommt man in jedem gut sortierten Com­put­er­laden und hat an einem Ende zwei Cinch-Steck­er (je einen für den recht­en und den linken Kanal, an der Stereoan­lage anzuschliessen, beispiel­sweise an TAPE-OUT oder PREAMP-OUT) und am anderen einen Stereo-Miniklinken­steck­er (am Com­put­er an Line-In oder Mic einstecken).
    Hin­weis: Die stan­dard­mäs­sige Sound-Hard­ware von Com­put­ern ist nicht unbe­d­ingt berauschend und entspricht nur sel­ten dem HiFi-Stan­dard. Es kann sich lohnen, eine qual­i­ta­tiv hochste­hende Sound­karte anzuschaf­fen und für diese Auf­nah­men zu verwenden.
  2. Stereoan­lage ein­richt­en: Jet­zt stellt man seine Stereoan­lage so ein, dass sie die Schallplat­ten abspielt und dass ihr Ton gut hör­bar aus den Laut­sprech­ern kommt. Danach kann die Laut­stärke auf Min­i­mum zurückge­dreht werden.
  3. Benötigte Soft­ware auf dem Com­put­er installieren:
    • Auf­nahme­soft­ware: Hier gibt es viele Her­steller, die in Frage kom­men. Ich sel­ber habe gute Erfahrun­gen gemacht mit der Open-Source- (und somit kosten­losen) Soft­ware Audac­i­ty.
    • Schnittsoft­ware: Nach der Auf­nahme ein­er LP hat man eine ca. 25-minütige Auf­nahme, die man gerne noch in die einzel­nen Tracks aufteilen möchte. Das kann man auch mit Audac­i­ty machen, aber ein­fach­er geht es direkt im MP3-For­mat mit MP3DirectCut (eben­falls kosten­los im Inter­net erhältlich).
    • Tag­ging-Soft­ware: Wenn die fer­tig geschnit­te­nen MP3-Dateien vor­liegen, möchte man sie gerne noch mit allen Meta-Infor­ma­tio­nen verse­hen wie Inter­pret, Name des Tracks, Name des Albums, Pub­lika­tion­s­jahr, Genre. Dazu kann man beispiel­sweise WinAMP her­anziehen (eben­falls kosten­los im Inter­net erhältlich).
  4. Verze­ich­nis­struk­tur anle­gen mit jedem Kün­stler und seinen Plattennamen.
  5. Auf­nahme ab: Jede Plat­te ein­mal auf jed­er Seite durch­laufen lassen und mit Audac­i­ty aufnehmen. Dabei auf die opti­malen Auf­nah­mepegel acht­en und möglicher­weise nachregeln. Das kostet viel Zeit, weil die Plat­ten in nor­maler Geschwindigkeit durch­laufen müssen (schlimm­sten­falls zweimal, wenn im ersten Durch­lauf zuerst die beste Pegele­in­stel­lung gefun­den wer­den muss), aber immer­hin muss man nicht die ganze Zeit daneben sitzen.
  6. Rohauf­nahme abspe­ich­ern: Jede Auf­nahme in Rohform (unkom­prim­iert, damit nach­bear­beit­et wer­den kann, in Audac­i­ty heisst das “Spe­ich­ern unter…”) in der Verze­ich­nis­struk­tur ablegen.
  7. Säu­bern: Die fer­ti­gen Auf­nah­men wieder mit Audac­i­ty öff­nen und entk­nack­en. Hier halte ich mich aber nicht lange auf. Ich denke, dass es nicht so schlimm ist, wenn man der Auf­nahme anhört, dass sie von ein­er Schallplat­te stammt. Aber wenn man mag, kann man hier noch beliebig Aufwand hine­in­steck­en, bis man eine CD-mäs­sige Auf­nahme hat.
  8. Export als MP3: Die entk­nack­ten Auf­nah­men als MP3 exportieren. Das ist jet­zt die MP3-Rohform, weil jede Plat­ten­seite in ein­er MP3-Datei von ca. 25 Minuten enthal­ten ist.
  9. In Tracks aufteilen: Mit MP3DirectCut die MP3s einzeln öff­nen und die Stücke auseinan­der­schnei­den. Das ist der aufwendig­ste Teil der Arbeit, weil man sich ein Stück weit jede Auf­nahme anhören muss, um die Wech­sel zwis­chen den Stück­en zu iden­ti­fizieren und die Teile sep­a­rat abzus­pe­ich­ern, dabei guten Dateina­men eingeben. Jet­zt hat man die einzel­nen Stücke (Tracks) als MP3-Datei vorliegen.
  10. Tag­ging: Mit WinAMP die Tracks öff­nen und die Meta-Infor­ma­tio­nen einpfle­gen (Inter­pret, Album, Pub­lika­tion­s­jahr, Genre, Laufnum­mer inner­halb der Plat­te, Plat­ten­num­mer inner­halb der Rei­he). Das ist auch ziem­lich arbeitsin­ten­siv, weil jede MP3-Datei einzeln mit Han­dar­beit behan­delt wer­den muss.

Die Beloh­nung für all diese Plack­erei sind gut struk­turi­erte Ord­ner für alle Inter­pre­ten und Alben, die man aufgenom­men hat, die die einzel­nen Tracks in gut gepflegten MP3-Dateien enthal­ten. Gratuliere!

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