Ab Mitte Juni war ich mit meiner Frau für drei Wochen auf Korfu in den Ferien, wie auch schon vor zwei Jahren. Korfu ist eine griechische Insel im ionischen Meer, gleich vor Igoumenitza an der Grenze zu Albanien. Hier ein längerer Bericht, der gerne auch als Empfehlung und kleiner Reiseführer genommen werden darf.
Unsere Freunde Reto und Marlies haben seit mehreren Jahren ein Haus auf Korfu. Genau genommen mit einem Freund zusammen zwei Häuser, auf einem Stück Land, das ihnen gehört. In ihrem’ Haus gibt es eine Einliegerwohnung, die meine Frau und ich schon zweimal benutzen durften. Die beiden sind sehr beschäftigt, wenn sie überhaupt da sind, weshalb sie nur beschränkt als Fremdenführer in Anspruch genommen werden möchten, sondern froh sind, wenn man sich selbständig auf der Insel bewegt.
Der griechische Name der Insel lautet Kerkyra. Auf Korfu heisst die Hauptstadt gleich wie die Insel, nämlich Kerkyra oder auch Korfu City. Alle anderen Ortschaften sind Dörfer und kleinere Städtchen, so dass es jedem klar ist, dass man, wenn man “Ich fahre in die Stadt” sagt, nach Korfu City, oder eben Kerkyra, will.
Hier ein Link auf Reto und Marlies’ Haus auf Google Maps.
Die langgezogene Insel lässt sich mit dem Auto von Norden nach Süden in ungefähr vier Stunden durchfahren. Es gibt zwar öffentliche Busse, aber wenn man die Insel auf eigene Faust erkunden will, ist man froh um die Flexibilität und Freiheit eines eigenen Autos.
Anreise:
- Flugzeug: Entweder fliegt man mit dem Flugzeug nach Korfu. Das ist rasch und unkompliziert. Wenn man zu Marlies und Reto will, dann holt einen das erste Mal Marlies in der Regel gerne direkt am Flughafen ab, falls sich das zeitlich für sie arrangieren lässt. Dafür muss man dann vor Ort ein Auto mieten, wenn man die Insel auf eigene Faust erkunden will.
- Fähre: Oder man reist mit der Fähre von Venedig her an (etwa mit Minoan oder Anek Lines). Die Fahrt von Zürich durch den Gotthard, an Mailand vorbei und nach Venedig dauert ungefähr sechs Stunden. Die Fähre, je nachdem ob sie zuerst nach Igoumenitsa fährt oder nicht, braucht 25 bis 28 Stunden. Auch hier kann man sich von Marlies bei der Ankunft am Hafen abholen lassen, damit man sicher den Weg zu ihrem Haus findet. Wenn man sich das zutraut, kann man den Weg natürlich auch alleine suchen, aber besonders das erste Mal, und ganz besonders nachts, wenn die Fähren aus Venedig häufig anlegen, ist das eher schwierig. Für die Mutigen hier eine Wegbeschreibung:
- Erst mal muss man den Weg aus dem Hafen heraus finden. Bei der Ausfahrt muss man nach rechts in die Strasse einbiegen, diese führt von Korfu City weg.
- nach ca. 1.1 km kommt eine grössere Kreuzung. Dort muss man nach rechts abbiegen. Auf dem Wegweiser steht Palaiokastritsa.
- dies ist die Schnellstrasse in den Nord-Osten der Insel. Dieser muss man während 4.9 km folgen. Dort kommt ein Lichtsignal (d.h. es gab schon vorher mehrere Lichtsignale, dort einfach geradeaus drüberweg), an dem man scharf nach links abbiegen muss. Der Wegweiser ist mitTemploni angeschrieben.
- den Temploni-Wegweisern weiterhin folgen. Nach ca. 500m nach Temploni nach rechts abbiegen.
- nach ca. 1.3km scharf rechts abbiegen (nach wie vor Richtung Temploni)
- jetzt kommt der trickreiche Teil: nach ca. 1.4km rechts einbiegen. Hier hat es leider keinen Wegweiser. Direkt vor der Strasse nach rechts ist ein Gebäude, das tagsüber als Getränkehandel erkennbar ist. Nachts leider nicht, weil jeglicher Hinweis fehlt, es sieht eher nach Lagerhalle aus. Ca. 50 Meter vorher beginnt die Strasse leicht anzusteigen.
- dieser Strasse über ca. 600m folgen. Sie führt durch ein Industriegebiet. Rechts der Strasse liegt ein Betonwerk, links ein Schrottplatz.
- grade bevor die Strasse eine Kurve nach rechts beschreibt und anzusteigen beginnt, liegt linker Hand die Einfahrt auf das Grundstück von Reto und Marlies. Vor dem Tor am einfachsten kurz hupen, dann kommt Dir jemand nach einer kurzen Weile das Tor öffnen.
Das Grundstück:
Das Grundstück von Reto und Marlies ist etwa eine Hektare gross. Sie halten auf darauf viele Tiere, etwa:
- die beiden Esel Willi und Thula
- die Hunde Conti und Bones
- die Katzen Psipsina, Mööggi und LW
- etwa ein Dutzend Hühner
- eine Truthenne
Diese sind alle gut erzogen. Besonders vor den Hunden braucht man keine Angst zu haben, auch wenn sie eine stattliche Grösse haben und mit dem anfänglichen Gebell durchaus Furcht einflössen können. Am Anfang sind die Hunde natürlich sehr neugierig, aber nach einem Tag oder zwei gehören neue Gäste zum Haus.
Die Anzahl Tiere kann sich jederzeit ändern, weil Reto und Marlies öfter vernachlässigte Tiere auf der Strasse auflesen, Zuhause aufpäppeln, und nach einer Weile wieder weitergeben. Hier hat sich beispielsweise die Organisation Ark dadurch verdient gemacht, dass sie Tiere in die Niederlande (Stiftung Aai) weitervermittelt hat. Ausserdem hat es auch eine reichhaltige und gepflegte Flora auf dem Grundstück, wo man immer wieder neues entdecken kann. Gelegentlich zieht ein Schäfer mit seiner bimmelnden Schafherde vorbei. Das Grundstück liegt im Landesinneren, in der Mitte der Insel auf der Höhe von Korfu City auf dem Gemeindegebiet von Temploni. Nach Osten und Westen dauert es mit dem Auto etwa 20 Minuten zum nächsten Strand. Beide Seiten sind touristisch ausgeschlachtet, aber auf beiden Seiten lassen sich auch ruhigere Orte finden. Ausserdem gibt es Orte, wo man mehr ausländischen Touristen findet, und andere Orte, wo mehr die Einheimischen sowie Festland-Griechen hingehen.
Ausflugsziele
Reto und Marlies helfen gerne dabei, eine gute Landkarte zu besorgen. Diese ist sehr hilfreich, um sich auf der Insel zu orientieren, ist sie doch, wie gesagt, gross genug, dass man sich darauf verirren kann. Es gibt viele lohnende Ziele auf der Insel, sei es um interessante Ort zu besichtigen, sei es um kleinere oder grössere Wanderungen zu unternehmen. Selbstverständlich ist es auf jeden Fall nützlich, sich einen der üblichen Fremdenführer über Korfu zu besorgen. Ein paar Dinge, die wir besonders empfehlen, sind folgende:
- Der Canal d’Amour bei Sidari: Im Nordwesten der Insel liegt das Städchen Sidari. Dort gibt es eine Küstenformation mit länglicher Bucht (“Kanal”) und normalerweise ziemlichem Wellengang. Von diesem Kanal geht die Sage, dass alleinstehende Frauen, die diesen Kanal durchschwimmen, kurze Zeit später den Mann ihrer Träume finden und heiraten.
- Pantokrator: Der höchste Berg der Insel ist der Pantokrator (906 M.ü.M.). Auf dem Gipfel befindet sich ein Kloster, dessen Ruhe aber leider von einem Antennenwald gestört wird. Der Rundumblick lohnt die Mühe, sei es aufs allseitige Meer, aber auch aufs griechische Festland und auf Albanien.
- Korfu City: Die Hauptstadt ist natürlich auch einen Ausflug wert. Liebhaber von historischen Sehenswürdigkeiten gehen die alte oder die neue Festung besichtigen, der Park “Mon Repos” auf der Halbinsel Kanoni, am Ende von Kanoni die Klosterinsel Vlacherna (die auf vielen Ansichtskarten abgebildet ist) und dahinter die “Mäuseinsel” Pondikonisi. Die verwinkelten Gassen und Läden der Altstadt sind noch weitgehend unverfälscht und laden zum verweilen und erkunden ein.
- Pelekas: Dieses lauschige Dörfchen liegt an der Seite eines Hügels im westlichen Teil der Insel. Pelekas ist von der Hauptstadt her ausgeschildert und auch sonst von vielen Orten her. Die Hügelspitze nennt sich auch “Kaisers Thron”, weil von dort aus Kaiser Wilhelm II, der ab 1907 Besitzer des Achilleion war, den Sonnenuntergang bewundert haben soll. Und in der Tat hat man von hier aus wunderbare Aussicht auf alle Seiten, fast so gut wie vom Pantokrator aus.
- Das Achilleion: Hier handelt es sich um ein Palast oder eine Residenz, die die österreichische Kaiserin Sissi um 1890 knapp 7 km südlich der Hauptstadt Kerkyra erbauen liess. Der Palast ist sehr schön erhalten und eine Besichtigung lohnt sich, besonders auch die umgebenden gepflegten Gärten.
- Lake Korission: Im Süden der Insel, bei Limni, gibt es eine Lagune, die nur eine kleine Öffnung zum Meer hin hat. Deshalb heisst sie “Lake Korission”, obwohl es nicht wirklich ein See ist. Südöstlich davon gibt es ein grosses Gebiet mit Sanddünen, das an die Wüste erinnert.
Strände
Im Bereich Meeresstrände ist Korfu äusserst vielseitig. Von grossen, touristisch ausgeschlachteten Stränden, über kleinere, eher familiären Stränden bis zu kleinen, einsamen Buchten ist alles vorhanden.
Generell lässt sich sagen, dass die Strände des Ostens stärker touristisch genutzt werden, als die anderen. Im Osten ist der Bereich nördlich der Hauptstadt, also die Strände von Kontokali, Gouvia und Ipsos, empfehlenswert.
Im Westen empfehlen wir die Strände um Pelekas herum, also Pelekas, Glyfada, Myrtiotissa, Ermones, etwas weiter nördlich auch Paleokastritsa.
Im Norden: Kalami, Agios Stefanos, Kassiopi, Sidari.
Im Süden: Limni, Agios Georgios, Kavos (Achtung: Engländer!)
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