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Evolution vs. Kreationismus vs. Intelligentes Design — Widerspruch oder Ergänzung?

Mich erstaunt immer wieder die Heftigkeit, mit der diese Diskus­sion beson­ders in den USA geführt wird. Im Tage­sanzeiger vom 31. Jan­u­ar 2009 berichtet Huber­tus Breuer unter dem Titel “Im Zweifels­fall schlägt Gott die exak­te Wis­senschaft” über den Ver­such christlich­er Fun­da­men­tal­is­ten in den USA, die Evo­lu­tion­slehre zu verteufeln:

Sie ver­loren unzäh­lige Gerichts­fälle, trotz­dem ver­suchen in Ameri­ka Kreation­is­ten seit Jahrzehn­ten, in Schulen bib­lis­che Schöp­fung statt Evo­lu­tions­bi­olo­gie zu lehren.

Das regt mich an, zu diesem The­ma eben­falls meinen Senf zu geben. Es kön­nte doch alles so ein­fach sein.

Evo­lu­tions­bi­olo­gie: Ich gehe davon aus, dass ich nie­man­dem erk­lären muss, wer Charles Dar­win ist. Dieser Wikipedia-Artikel beschreibt aus­führlich sein Leben und Werk. Kurz zusam­menge­fasst ist seine Aus­sage, dass die Natur sich nach dem Prinzip der zufäl­li­gen Verän­derun­gen und natür­lichen Auslese der für das Leben nüt­zlicheren Eigen­schaften von selb­st weit­er­en­twick­elt und dass auf diese Weise die Arten in der geschichtlichen Entwick­lung ineinan­der überge­gan­gen sind. Weit­ere wis­senschaftliche Erken­nt­nisse beweisen, dass die Erde und das Uni­ver­sum seit Mil­liar­den von Jahren existieren und dass der Evo­lu­tion­sprozess daher genü­gend Zeit hat, fort­laufend stattzufinden.

Kreation­is­mus: Ganz im Gegen­satz dazu ste­hen diejeni­gen, die die Bibel wörtlich auszule­gen ver­suchen und auf diese Weise fest­stellen, dass die Erde unge­fähr 6000 bis 10’000 Jahre alt ist und innert sieben Tagen von Gott erschaf­fen wurde, genau­so wie im alten Tes­ta­ment beschrieben. Siehe auch dieser Wikipedia-Artikel dazu.

Intel­li­gent Design: Einen Mit­tel­weg zwis­chen diesen unver­söhn­lichen Ansicht­en ver­suchen die Ver­fechter des Intel­li­gent Designs: Sie möcht­en sich gerne einen wis­senschaftlichen Anstrich geben und ver­suchen deshalb, das Wort “Gott” zu ver­mei­den. In den Worten Breuers: “Sie behaupten, die Welt sei viel zu kom­plex, um von selb­st ent­standen zu sein. Die Lösung zu dem schein­baren Rät­sel: Da muss eine rich­t­ende, intel­li­gente Hand im Spiel sein.” Mehr dazu in diesem Wikipedia-Artikel.

Breuer berichtet von einem Gesetz aus Louisiana, das besagt, dass natur­wis­senschaftliche The­men im Unter­richt “kri­tisch, logisch, offen und objek­tiv” disku­tiert wer­den sollen. Was eigentlich wie eine erfreuliche Sache daherkommt, wird von der Wis­senschaft­sor­gan­i­sa­tion Amer­i­can Asso­ci­a­tion for the Advance­ment of Sci­ence (AAAS) bekämpft: “Es han­dle sich um einen schlecht kaschierten Ver­such, kreation­is­tis­ches Gedankengut in die Schulen zu schmuggeln — den Glauben, dass empirische Wel­terk­lärung unvoll­ständig bleibe, solange sie nicht einen Schöpfer in die Welt­formel integriere.”

Das alles mit der Begrün­dung, die ver­schiede­nen Wel­terk­lärungs­the­o­rien müssten als gle­ich­w­er­tig gelehrt wer­den. Dabei sind sie das ger­ade nicht. Natür­lich wer­den in der Wis­senschaft häu­fig The­o­rien aufgestellt, die dann erst ein­mal unbe­wiesen daste­hen. Mit der Zeit sam­meln sich aber mehr oder weniger Fak­ten an, so dass eine der­ar­tige The­o­rie sich am Ende manch­mal als unhalt­bar erweist und umgestossen wird, oder aber vor ein­er erdrück­enden Macht von Indizien wei­therum anerkan­nt wird. Let­zteres ist bei Dar­wins Evo­lu­tion­s­the­o­rie der Fall. Für die Schöp­fungs­geschichte der Bibel hinge­gen kon­nten noch keine wis­senschaftlich beleg­baren Beweise beige­bracht wer­den. Vom wis­senschaftlichen Stand­punkt her unter­schei­det sich die Sig­nifikanz der The­o­rien denn auch erheblich.

Ander­er­seits: Warum eigentlich die ganze Aufre­gung? Es gin­ge doch ganz ein­fach: Der Biolo­gielehrer soll seinen Schülern die Evo­lu­tion nach Dar­win erk­lären, und der Reli­gion­slehrer kann sich auf die Schöp­fungs­geschichte oder Intel­li­gent Design konzen­tri­eren. Die bei­den müssen sich ja nicht gegen­seit­ig beschimpfen, weil sie andere Mei­n­un­gen vertreten. Und der Schüler kann sel­ber auf­grund seines freien Wil­lens entschei­den, wem von bei­den er mehr glauben schenken will. Ich ver­traue hier immer noch auf die Kraft der Fakten.

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